hieß das Motto des 2. Events der vbba Regionalgruppe Zwickau. 36 Mitglieder waren der Einladung bei ersten winterlichen Temperaturen am 16.11.2018 gefolgt.
Aufgrund von weihnachtlicher Überlastung beziehungsweise Raummangel der örtlichen Gastronomie erfolgte die Begrüßung bereits auf dem Parkplatz des alten Gasometer. Wie einst Lenin im November 1917 sprach unsere Vorstandsvorsitzende Andres Weiß auf einer Parkbank stehend ein paar Grußworte an die Gewerkschafter.
In der Mauritius Schloss-Schenke in den historischen Gemäuern des wunderschönen Schloss Osterstein gab es zuerst etwas Warmes aus der Schlossküche – eine „Speckfettbemme“ und eine Gulaschsuppe und viele kosteten ein Mittelalterbier. Als Schmarotzer konnten wir nicht nur an der Rittertafel platznehmen, sondern auch mittelalterlicher Musik der „Nachtvögel“ lauschen- ähm…. „es war nicht zu überhören“.
Im Mittelalter war es üblich, dass jeder – egal ob Mann oder Frau – Alkohol trank, wann er nur konnte. Schon die Kinder bekamen zum Frühstück eine Biersuppe, Hauptursache war das schlechte Trinkwasser, das häufig mit Cholera und anderen Bakterien verseucht war. Das Trinken von reinem Wasser galt zu Recht als ausgesprochen lebensgefährlich. Bier galt dagegen als sicher. Der Pro-Kopf-verbrauch lag bei 3 Litern je Tag !!! Auf Burgen entstand auch die Sitte des Anstoßens. Beim Anstoßen schwappten die Becher über, die Getränke vermischten sich in den einzelnen Bechern. Deshalb galt das Anstoßen als eine Art Lebensversicherung dafür, dass keiner der Becher Gift enthielt.
Ein netter Herr…..der Nachtwächter von Zwickau nahm uns dann mit auf seinen, nicht ganz ungefährlichen, Rundgang. Zum Galgenberg wollte niemand…
„Hört, ihr Leut‘ und lasst euch sagen …“ wie vor 140 Jahren hörten wir gespannt den Geschichten über Henker, Hunnen und gelbgekleidete „Damen“ zu…
So erzählte er auch vom Nachtwächterdienst, bei denen jeder im Ort reihum neben seiner täglichen Arbeit Dienst hatte.
Feuer war das größte Unglück in diesen Zeiten. Deshalb musste jeder einen Eimer mit Wasser im Haus haben. Dies wurde streng kontrolliert und das Fehlen mit harten Strafen geahndet.
Wir lernten auch die 3 Geheimnisse von Zwickau kennen.
- Das Dreigesicht am Zwickauer Dom hat Seltenheitswert. Es stand im Mittelalter für die Heilige Dreifaltigkeit Gottvater, Gottessohn und Gott Heiliger Geist.
- Die Kanonenkugel aus Napoleonischer Zeit in der Fassade des Hauses am Hauptmarkt 13 in Zwickau .
- Am Gewandhaus ist im oberen Giebeldreieck die sogenannte „Brille“ oder auch „Schere“ zu erkennen. Als Zeichen der Tuchmacherzunft gedeutet, jedoch nicht nachweisbar. Fahrende Handwerksgesellen mussten einst dieses Wahrzeichen der Stadt gesehen haben, um glaubhaft zu machen, dass sie in Zwickau gewesen waren.
Auch über das Schloß Osterstein wurden wir aufgeklärt. Es wurde von 1775 bis 1962 als Strafanstalt genutzt. In diesem Zucht- und Arbeitshaus (auch als Korrekturanstalt bezeichnet) saßen unter anderem Karl May, August Bebel, Rosa Luxemburg und Martin Hoop ein. Heute ist es eine Seniorenresidenz. „Die Insassen müssen heute wie damals für Ihre Unterbringung bezahlen, nur das früher die Chance größer war, lebend wieder herauszukommen.“ erzählte der Nachtwächter.
Unser Rundgang endete am Zwickauer Dom, der Marienkirche. Er senkte sich um mehr als 3,50 Meter in Richtung Hauptmarkt. Der Effekt entstand durch die Entwässerung der Gruben und Stollen des Steinkohle-Bergbaus. Die rotliegenden Gesteinsschichten unter Zwickau sanken ab. Derselbe Effekt trat im ganzen Stadtgebiet von Zwickau auf. Das gesamte Stadtzentrum sank unter das Wasserstands-Niveau der Zwickauer Mulde. Heute kehrt sich dieser Effekt durch die Flutung der ehemaligen Schächte um, sodass sich die Marienkirche, unter ständiger Zug- und Druckkraft aus dem Erdinneren, wieder hebt. Zur Sicherung des Bauwerkes wurden mächtige Zuganker zwischen den Pfeilern im Inneren der Kirche angebracht. Die Lage des Bauwerkes wird mittels eines Laserlots überwacht.
Viele Zwickauer in unserer Gruppe waren über die Geschichte Ihrer Stadt erstaunt, überall macht man Stadtführungen, aber selten in der Heimatstadt.
Alles in allem, war es ein sehr interessanter Ausflug in die Geschichte der Stadt Zwickau.
Text und Bilder: Antje Fritsch